Allgemeines / die Grundlagen

Vorwort:
Der Unterwasserfotograf ist ein Jäger. Seine Waffe ist die Kamera. Oft gehen viele UW-Fotografen genau nach diesem Motto vor. Respektlos werden Lebewesen mit dem Objektiv gejagt, Riffe werden als Halterungsobjekt benutzt, es werden bei der Jagt die grundlegenden Regeln der Sicherheit missachtet und der Dive-Buddy existiert nur beim abnehmen und zureichen der Kamera beim Ein- und Ausstieg.
Apell:
Der Respekt vor dem Meer und dessen Geschöpfen sollte für jeden Taucher Gesetz sein. Das hohe Maß an technischer Ausrüstung zeigt uns, dass wir nur Gast in dieser Welt sind. Als Fotograf muß ich auch auf den einen oder anderen Schuß verzichten können, wenn dies den Geschöpfen schadet oder den Tauchgang gefährdet. Jeder Fotograf sollte ein Auge für seine Ausrüstung und ein Auge für seinen Partner haben. Mit diesem Verantwortungsbewußtsein wird das Fotografieren zum Erlebnis für Fotograf und Buddy. Vor allem die Natur wird es uns danken.
gez. Joerg Noack , Olaf Michalski.


Die Unterwasserfotografie ist ein so komplexes Thema so das ich als Hobbyfotograf hier nur einen kleinen Überblick der wichtigsten Kriterien geben kann und will. Wer sich näher damit beschäftigen möchte sollte unbedingt eingehende Literatur, besser noch jemanden mit etwas Erfahrung auf diesem Gebiet zu Rate ziehen.

Um unter Wasser zu annehmbaren Ergebnissen zu kommen, muß man ein wenig von einem Jäger haben und ein wenig das Auge eines  Künstlers. Auch die Kenntnis über biologische und physikalische Besonderheiten im Meer, sowie das Verhalten der Tiere die man ablichten will, ist von unschätzbarem Vorteil.
Aber am wichtigsten ist die GEDULD !!! , auf den Moment  warten zu können an dem man abdrücken sollte. Auch ich ertappe mich selbst nach 16 Jahren immer wieder dabei zu früh oder viel zu übereilt den Auslöser zu betätigen, und ärgere mich schwarz wenn ich die Ergebnisse dann in den Händen halte. Es nützt nichts, dem vor dem Taucher fliehenden Fisch nachzujagen und dann womöglich auch noch von oben, im Moment des wegschwimmens abzulichten. Forciert wird dieses Problem meistens weil man seinem Tauchpartner mit seiner Warterei nicht auf den Keks gehen will, oder man im Rudel an dem "ach so tollen Wrack" meint sonst nicht zum Zuge zu kommen.
Neben der Geduld ist eine weitere Regel einzuhalten, RAN ANS MOTIV sowie die Beschränkung auf das Wesentliche.
Dadurch kommt man zu formatfüllenden Fotos die einem selbst gefallen. Ruhiges und langsames durchstreifen des Riffs hilft einem einen interessanten Punkt zu finden an dem man verweilen kann um sich das Fotomotiv auszusuchen.
Wenn man das Objekt der Begierde dann eine Weile beobachtet, weiß man so ziemlich genau wann es an eine bestimmte Stelle zurückkehrt, und kann vorausgesetzt die Bildkomposition ist schon vorbereitet, im richtigen Moment auslösen. Aber auch ruhige Atmung und die perfekte Tarierung sollten in Fleisch und Blut übergehen.

Ebenso wichtig ist das Filmmaterial, hiervon kann man nie genug haben, ein gutes Unterwasserfoto will erarbeitet sein und der Walhai kommt sowieso immer dann vorbei wenn Bild 36 schon abgeschossen ist. Also nicht geizen, und als kleinen Tipp: laßt 1-2 Bilder auf dem Film bis zum Ausstieg aufs Boot, dann Klappts auch mit dem Walhai.

Die Auswahl der Filmmarke ist zwar nicht unerheblich aber da muß jeder seine eigenen Erfahrungen sammeln. Am wichtigsten ist hierbei, sich mit seinem Favoriten vertraut zu machen und dann möglichst auch bei ihm zu bleiben. Nichts ist unbefriedigender als durch ständigen Filmwechsel  neue Resultate vor Augen zu haben und keinerlei Anhaltspunkte für Korekturen zu bekommen. Auch das notieren der Aufnahmedaten ist sehr hilfreich um schlechte wie auch gute Aufnahmen im nachhinein zu analysieren.



Ach ja, mit kleineren Problemen sollte man auch immer rechnen und vor allem daraus lernen.
Die Akkus könnten versagen, ein Flossenband kann reißen oder schlimmstenfalls bemerkt man einen Wassereinbruch ins Gehäuse an dem man selber Schuld ist, weil auf dem Boot eben noch schnell ein neuer Film eingelegt werden mußte und man dies nicht mit der nötigen Sorgfalt wie sonst durchgeführt hat. Wie sagt man so schön, immer schön geschmeidig bleiben und Ruhe bewahren dann wird auch nichts wesentliches schief gehen.

Bedenkt auch, auf die vielfältigen Ausrüstungsgegenstände aus dem Fotokoffer hat man im Wasser  ja keinen Zugriff, man muß sich also schon vorher genau im klaren sein was man vor hat, und seine Vorstellungen genau definieren.  Hinweis: Objektiv-Tips für eine Vielzahl von maledivischen Tauchplätzen, findet ihr am Ende jeder Tauchplatzbeschreibung auf unseren Tauchplatzseiten.



Eines vorweg, fotografieren heißt arbeiten mit Licht. Um dieses Licht in ein dauerhaftes Bild umzusetzen nehmen wir die Kamera zu hilfe die uns mit dem Objektiv (welches verschiedene Lichtstärken und Brennweiten haben kann), Auswahl und Kontrolle der Belichtungszeit und Blende, die Möglichkeit bietet ein latentes Bild auf das Filmmaterial zu bannen. Damit wir hier zu anständigen Ergebnissen kommen sind Grundkenntnisse über diese Einstellhilfen unverzichtbar.
Schon die Art der Kamera die wir dazu benutzen ist zu beachten. Eine Sucherkamera wie etwa die Nikonos gibt uns nicht die Möglichkeit das Bild so zu betrachten wie dies bei einer Spiegelreflex möglich ist. Wenn man mit ihr Nahaufnahmen macht muß man z.B. einen Nahaufnahmevorsatz in Form eines Rahmensuchers anbringen um eine Vorstellung davon zu haben was denn nun wirklich mit auf`s Bild kommt. Bei einer Spiegelreflex stellt sich dieses Problem nicht denn wir haben je nach Kameramodel fast 100% des Bildes durch den Sucher im Blick weil wir ja durch das Objektiv auf unser Motiv schauen. Auch die Brennweite des Objektives ist mitentscheidend für das Maß des Winkels welches die Kamera sieht. Als Normalobjektiv bezeichnet man die Brennweiten die in ungefähr dem Winkel entsprechen den wir mit dem Auge erfassen können. Unter Wasser sind die optischen Leistungen von Objektiven allerdings verringert d.h. was über Wasser schon ein leichtes Weitwinkel wäre (z.B.35mm Brennweite) ist unter Wasser noch als Normalobjektiv zu betrachten.



Um das richtige Verhältnis der Lichtmenge welches in die Kamera fällt zu bestimmen gibt es mehrere Möglichkeiten.

1. Die größe der Blende.
2. Die Länge der Zeit in der der Verschluss der Kamera offen bleibt. (Verschlusszeit)
Eventuelle Belichtungskorekturen oder Blitzlichtmanipulationen finden im Moment keine Berücksichtigung.

Für Anfänger ist der Umstand das kleine Blendenzahlen, mal einfach gesagt, viel Licht auf den Film lassen etwas irreführend und soll deswegen kurz erläutert werden.
Auf einem Objektiv befinden sich je nach Brennweite, Blendenangaben
z.B. ( : F: 2.0, 2.8... 5.6... 11.........).
Hinweis:
Die Motomarine hat hierfür einen beweglichen Drehschieber. Die Nikonos kleine Stellrädchen am Objektiv.
Man muß sich die Sache so vorstellen das die Blende ein verstellbares Loch darstellt durch die das Licht seinen Weg auf den Film findet. Ist die Blendenzahl klein (z.B. 2.0) heist das, daß die Öffnung durch das Objektiv nur wenig verengt wird und viel Licht diesen Weg passieren kann. Nachteilig dabei, man erzielt mit ihr nur wenig Tiefenschärfe kann aber in relativ kurzer Verschlusszeit genügend Licht auf das Filmmaterial fallen lassen .
Ist die Blendenzahl groß ( 8 , 11 oder mehr ) kann nur wenig Licht durch diesen Weg , man erzielt dabei viel Tiefenschärfe, benötigt aber eine längere Belichtungszeit um den Film korekt zu belichten. Auch wird jetzt die Gefahr des verwackelns größer.
Als kleine Gedankenstütze könnt ihr euch einfach merken große Blendenzahl = großer Schärfebereich, kleine Blendenzahl = kleiner Schärfebereich.
Der direkte Zusammenhang zwischen Blende und Verschlusszeit ist zwingend um zu einer richtigen Belichtung zu kommen. In vielen Fällen bestehen mehrere Möglichkeiten und eine Vielzahl von Kombinationen. Da dies die Grundlage für die Fotografie an Land wie auch im und unter Wasser darstellt möchte ich euch auch an dieser Stelle entsprechende Bücher ans Herz legen, ein paar weitere Ausführungen hierzu etwas weiter unten, aber es ist mir unmöglich diesen komplexen Themenbereich nur annähernd ausführlich auf diesen Seiten anzusprechen.



1. Der Verschluss:

Heute benutzen fast alle Kameras den Schlitzverschluss, er besteht meist aus Metall oder Nilonlamellen welcher sich vor dem Filmmaterial mit hoher Geschwindigkeit öffnet und schließt. Die Zeit in der er dies tut nennt man Belichtungszeit und diese ist mit eine der Möglichkeiten den Belichtungsvorgang zu beeinflussen.

Die Verschlusszeit bietet uns die Möglichkeit zu entscheiden ob das Bild wie eingefrohren wirken soll, oder durch leichte Bewegungsunschärfe eine Art Dynamik darstellt. Einstellwerte 1/1 bis zu 1/2000 Sekunde, oder bei Spiegelreflexkameras oft auch darüber, sind hierfür wählbar. Wenn man ein Blitzlicht benutzt, was unter Wasser wahrscheinlich meist der fall ist, muß man die Synchronzeit der verwendeten Kamera beachten. In der Regel dürfte es 1/60 oder 1/90 Sekunde sein. Spiegelreflexkameras bieten aber oft auch noch schnellere Synchronisationszeiten zur Auswahl an.

Der Verschluss und die Blende stehen in engem Zusammenhang um die richtige Belichtung zu bekommen. Will man kurze Verschlusszeiten haben, muß man die Blende öffnen hat dann aber wenig Tiefenschärfe um etwas weiter entfernte Objekte noch scharf darzustellen.
Wenn man die Verschlusszeit hingegen verlängert kann die Blende entsprechend weit geschlossen werden um das jeweilige Maß Tiefenschärfe zu erreichen. Um Verwakelungen zu vermeiden gilt an Land die Faustregel: Verschlusszeiten nicht länger als die Brennweite des Objektivs zu verwenden (Ausnahme ist die Verwendung eines Stativs was aber unter Wasser wohl kaum Anwendung finden wird).
Beispiel: Brennweite Objektiv 35mm = 1/30 Sekunde, Brennweite 50mm = 1/60 Sekunde, Brennweite 105mm = 1/125 Sekunde usw. nicht unterschreiten.

Da wir unter Wasser ja keinen festen Boden unter den Füßen haben, und das abstützen in der Rifflandschaft der Umwelt nicht gerade gut tut, sollte man dies unbedingt beachten. Gerade die Unterwasserfotografen die dies nicht tun und sich im Riff regelrech festkeilen stellen uns dadurch oft  in ein schlechtes Licht. Ich meine das muß nicht so sein!! Eine gute Tarierung ist schon die halbe Miete. Als weiteren Anhaltspunkt kann man sagen:
Um mit Normal bis leichten Weitwinkelobjektiven ein bewegtes Objekt noch scharf darzustellen benötigt man Verschlusszeiten um die 1/60 Sekunde , bei Wrack oder Rifflandschaften kann man aber schon mal bis zur 1/30 Sekunde herunter gehen.



2. Die Blende:

Einiges darüber habe ich ja schon weiter oben gesagt, hier noch einige Einzelheiten. Das Maximum an Licht was auf den Film treffen kann wird durch das Objektiv und seine Lichtstärke bestimmt. Unter Wasser kommt der Lichtstärke nicht unbedingt die enscheidene Bedeutung zu, da wir ja meist das Blitzgerät zur Hilfe nehmen um die Szenerie auszuleuchten. Wir haben aber mit der Blende ein Werkzeug die Lichtmenge weiter zu reduzieren und damit wesentlichen Einfluss auf den Bereich der auf dem Foto scharf abgebildet werden soll, (Tiefenschärfe oder auch Schärfentiefe genannt).

Die Blende ist auf dem Objektiv oder auch an einem Stellring an der Kamera einzustellen und trägt z.B. die Bezeichnungen f:2, f:2,8,.......f:32. Je kleiner die erste Zahl nach dem f: desto Lichtstärker ist das jeweilige Objektiv. Im Bereich von Nahaufnahmen (1-2m) empfehle ich euch für den Anfang mit den Blendenwerten 5.6 bis 11 zu arbeiten. Hiermit kommt ihr recht schnell zu guten Ergebnissen und habt einen genügend großen Schärfentiefebereich.
Sollen Fischportraits das Ziel sein, ist die Distanz so kurz wie möglich zu halten, und die Blende fast ganz zu öffnen um den Fisch vor dem unscharfen Hintergrund abzuheben. Das Bild gewinnt dann oft an Ausdruckskraft. Bei Makroaufnahmen (unter 1m) solltet ihr versuchen weiter abzublenden, denn je näher man an einem Objekt dran ist desto kleiner wird der scharf abgebildete Bereich. Wenn man mit der Kamera ein weiter entferntes Objekt anvisiert ist der Bereich vor und hinter dem scharfgestellten Punkt wesentlich größer. Alle Gegenstände die ausserhalb dieses Bereiches sind werden mit zunehmender Entfernung immer unschärfer und verwaschener. 
Die Tiefenschärfe ist sicher ein wichtiges Stilmittel aber in der Regel wird man versuchen kleinstmögliche Blendenöffnungen (große Blendenzahl) zu erzielen. Man kann natürlich, um die Blenden möglichst klein zu halten und viel Tiefenschärfe zu erreichen, einen höher empfindlichen Film verwenden, sollte aber immer die Nachteile dieser Aktion im Auge behalten (Auflösungsverhalten, Körnung ect.) und dementsprechend entscheiden.


Ihr seht es gibt viele Dinge die etwas anders sind als wenn man Bilder an Land macht, und von den oben angeführten Beispielen gibt es viele mehr, aber laßt euch nicht unterkriegen.
Nur so viel sei gesagt: Mal eben ein paar Bildchen knipsen funktioniert genauso wenig wie an Land, und jeder der schon einmal seine eigenen Überwasserfotos kritisch betrachtet hat wird mir beipflichten.

© Joerg Noack / Olaf Michalski

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